Was ist heute ganz konkret unsere Sendung?
Als was sind wir gesandt?

Wie sollen wir sie leben?

 

Wenn wir uns auf den Weg zu einem Pastoralplan, also zu einem Hirtenplan machen, dann ist doch die erste Frage: Wie schlägt das Herz des wahren guten Hirten? Was will er für uns Menschen? Was hat er mit uns vor? Was bewegt ihn, wenn er auf uns Menschen schaut?

 

Beim Propheten Ezechiel heißt es:

„Weh den Hirten Israels, die sich selbst geweidet haben! Müssen die Hirten nicht die Schafe weiden?

3 Das Fett verzehrt ihr und mit der Wolle kleidet ihr euch. Das Mastvieh schlachtet ihr, die Schafe aber weidet ihr nicht.

4 Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt, das Kranke habt ihr nicht geheilt, das Verletzte habt ihr nicht verbunden, das Vertriebene habt ihr nicht zurückgeholt, das Verlorene habt ihr nicht gesucht; mit Härte habt ihr sie niedergetreten und mit Gewalt.

5 Und weil kein Hirt da war, zerstreuten sie sich und sie wurden zum Fraß für alles Getier des Feldes, als sie zerstreut waren.

6 Meine Schafe irren auf allen Bergen und auf jedem hohen Hügel umher und über die ganze Erdoberfläche sind meine Schafe zerstreut. Doch da ist keiner, der fragt, und da ist keiner, der auf die Suche geht.

7 Darum, Hirten, hört das Wort des HERRN: Ich rette meine Schafe aus ihrem Rachen, sie sollen nicht länger ihr Fraß sein.

 

Denn so spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich selbst bin es, ich will nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern. Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert an dem Tag, an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben, so werde ich mich um meine Schafe kümmern und ich werde sie retten aus all den Orten, wohin sie sich am Tag des Gewölks und des Wolkendunkels zerstreut haben. Ich werde sie aus den Völkern herausführen, ich werde sie aus den Ländern sammeln und ich werde sie in ihr Land bringen. Auf guter Weide werde ich sie weiden. Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber werde sie ruhen lassen - Spruch GOTTES, des Herrn.

16 Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es Recht ist.“
Ez 34, 2b-7.10c.11-13a.14a.15-16a.

 

Das ist der Herzschlag Gottes, mit ihm will er auch seine Kirche durchpulsen. Gerade auch durch die Kirche soll seine leidenschaftliche Hirtensorge für alle Menschen heute spürbar werden. Was immer dieser Sendung dient, ist in Gottes Sinn.

 

Kopernikanische Wende

Inspiriert von dieser Lesung, geschah etwas Unglaubliches und Befreiendes unter uns. Wir haben es später „kopernikanische Wende“ genannt: Davor dominierte die ängstliche Frage: Wie können wir nur alles, was wir an Pfarre und pfarrlichem Leben gewohnt sind und was vielen auch lieb ist, auch unter den neuen Gegebenheiten weiterführen? Nach dieser Wende wurde uns bewusst: nicht die Bewahrung der traditionellen Formen von Seelsorge ist der springende Punkt, sondern entscheidend ist, dass wir als Kirche von der leidenschaftlichen Hirtensorge Gottes bewegt sind und dass Menschen diese Sorge und Liebe Gottes auch tatsächlich bei uns, mit uns und durch uns erleben. Dann kann es vielleicht gelingen, dass Gottes Feuer Menschen vermehrt so anzündet, dass sie selbst zu Hirten für andere werden, mit uns gemeinsam.